Das Beispiel des Arbeiters, nennen wir ihn Johann, der mit der Schaufel ein Loch gräbt, ist hinlänglich bekannt. Der Helfer, der ihn fragt, warum er keinen Bagger nimmt, wird abgewiesen mit den Worten ‘keine Zeit, ich muss hier graben’. Wir sind uns rasch einig, wie dumm ist denn das, er erkennt nicht was ihm helfen würde.
Versetzen wir uns in Johann’s Situation: Er hat jahrelang geschaufelt, unglaubliche Löcher geschaufelt, und weiss genau: bis am Abend wird er mit der Arbeit fertig sein und das Loch wird genau wie vom Chef verlangt ausgegraben sein.
Die Lösung, die ihm angeboten wird, ist unsicher: er weiss erstmal nicht, wo er so schnell einen Bagger her nehmen kann, vielleicht auch nicht, wie man den bedient, und vielleicht glaubt er auch, dass ein Loch von den verlangten Ausmassen nicht mit einem Bagger erstellt werden kann. Einen Bagger zu suchen braucht Zeit, und wenn der Bagger nicht taugt, erreicht er sein Ziel am Abend nicht. Mit der Schaufel weiss er dass er das Ziel erreicht. Was macht aus seiner Sicht am meisten Sinn?
Viel komplexer ist es, wenn der Helfer ihm sagt, am späten Nachmittag werde im Nachbardorf ein Dogorikusti fertig gestellt, das kann er dann nehmen und das Loch werde in zwei Minuten fertig sein. Sie wissen nicht, was ein Dogorikusti ist? Was man damit machen kann? Wie es funktioniert? Ob es in der Zeit Löcher graben kann? Johann weiss es auch nicht. Soll Johann dem Helfer glauben, und am Abend ohne Loch dastehen und seinem Chef sagen, dass das Dogorikusti nicht rechtzeitig fertig wurde?
Genau so verlaufen fundamentale Innovationsprojekte: Es ist schwer vorherzusagen, wie die Lösung aussehen wird, wie sie funktioniert, wann sie fertig sein wird. Genauso schwer, wenn nicht schwerer ist es, vorauszusagen ob der Markt die Lösung akzeptieren wird, oder überhaupt, was der Markt für die Innovation sein könnte.
Aber wenn man sich nicht auf den Weg macht, diese Fragen selbst zu stellen, wird früher oder später jemand mit einem Dogorikusti auf den Markt kommen, das Ihre Lösung vom Markt fegt. Der Friedhof der Firmen, die sich nicht auf den Weg gemacht haben, hat noch Platz. Nicht mehr viel, aber für eine reicht’s noch. Johann ist gerade daran, das Grab zu schaufeln.